Das Haus Petrusstraße 2 in Hallenberg, auch „Kump“ genannt, wurde vor 1780 erbaut.

Schützenfestzug vor dem Kump (vor 1908).
Schützenfestzug vor dem Kump (vor 1908).

Es fehlt noch der markante Anbau mit dem dominanten Türmchen.
Erste bekannte Besitzer und Bewohner dieses Hauses, das die Nummer 142 nach der alten Zählung trug, waren 1780 Johann Adam Schwartz sen. und jun., beide verheiratet, der Sohn hatte vier Kinder, der Vater war Ratsherr, der Sohn Tuchmacher, damals eine bedeutsame Zunft in Hallenberg. 1867 brachte der Krämer Johann Adam Pauli das Gebäude durch Kauf in den Besitz seiner Familie.

Sein Sohn und Erbe Franz Joseph, verheiratet mit Anna Maria Catharina Mause, einer Schwester übrigens vom Dompropst Carl Mause, wurde 1894 der erste Rendant der neu gegründeten „Amtssparkasse zu Hallenberg“ (Das erste Kassenlokal richtete er jedoch nicht hier ein, sondern im Haus darüber, das ebenfalls in seinem Besitz war.).

Franz Joseph Pauly leitete 1908 eine der drei großen Umbaumaßnahmen ein, die das Gebäude in seiner bisherigen Geschichte erfuhr. Er ließ durch seinen Schwiegersohn, den Architekten Conrad Brand aus Hamm, dem Gebäude zur Petrusstraße hin einen repräsentativen Erweiterungsbau vorsetzen – markant die Fassadengestaltung in Grau und Altrosa, ein steingefasstes Portal sowie ein dreigeschossiges Erkertürmchen, dessen Helm optisch mit dem barocken Turmhelm der Pfarrkirche korrespondiert.

Zeichnung zur Erweiterung des Wohnhauses von Rendant Joseph Pauly, Hallenberg, 20.02.1909
Zeichnung zur Erweiterung des Wohnhauses von Rendant Joseph Pauly, Hallenberg, 20.02.1909

Deutlich ist hier das Bestreben zu spüren, das Haus optisch von den übrigen abzuheben und ihm ein „städtisches“ Gepräge zu geben. Dem entsprach die Gestaltung der Innenräume, die sehr wahrscheinlich, so der Befund des Restaurators, durch den bekannten Kirchenmaler Bergenthal aus Oberschledorn mit ornamentalen Wandmalereien versehen wurden. Reste davon sind ja erhalten und anschließend zu besichtigen.

Vermutlich wurde 1908/09 auch eine Schankwirtschaft eingerichtet.

In diesen Jahren muss es eine gewisse Aufbruchstimmung in Hallenberg gegeben haben, vielleicht verursacht durch den Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz und die Inbetriebnahme einer ersten Fernsprechlinie. In dieser Zeit erwarb z.B. die Fa. Heinr. Schnorbus (Pempeses) „Einnehmers Haus“, das heutige Nikoläum, und baute es zu einem Warenlager aus.

1916 trat der Sohn Carl Pauly sein Erbe an, er starb 1927. Seine Witwe Wilhelmine führte in den Jahren 1934 bis 1938 die zweite große Baumaßnahme durch, diesmal die Innenaufteilung betreffend. Dadurch erhielt das Gebäude den Grundriss, den es bis zuletzt hatte.

Postkarte mit Kump als Motiv
Postkarte mit Kump als Motiv

Die Gastwirtschaft wurde wesentlich erweitert. Im Erdgeschoss erstreckte sich der vordere Gastraum (das heutige Infozentrum) nun über die gesamte Gebäudelänge, Stall und Holzstall wurden dafür ausgebaut. Auch konnte sich der Gast nun über eine „moderne“ Toilettenanlage mit Wasserspülung freuen. Im Obergeschoss entstanden zwei weitere Fremdenzimmer durch den Ausbau des rückwärtigen Scheunen- und Bodenbereiches (Teil des heutigen Saales).

Da nach dem Tode von Carl Pauly 1927 keine Landwirtschaft mehr betrieben wurde, lag die funktionale Umwidmung der Räume von der landwirtschaftlichen zur gastwirtschaftlichen Nutzung nahe. Begünstigt wurde die Betriebserweiterung dadurch, dass der Kump in diesen Jahren als Parteilokal der NSDAP fungierte, somit sämtliche Parteiveranstaltungen hier stattfanden und die Gaststätte daher, so der Bürgermeister rückblickend 1947, „eine Blütezeit sondergleichen hatte“.

Musterungsfeier im Kump 1958
Musterungsfeier im Kump 1958

Nach dem Krieg (1947) eröffnete der Kriegsversehrte Alfons Maurer in dem heutigen vorderen Touristikraum ein Einzelhandelsgeschäft für Papier- und Tabakwaren. Etwa ab 1952 waren Haus und Gaststätte an verschiedene Pächter verpachtet. Die Hallenberger kennen die Namen: Familie Papenheim (1952-1956), Else Schäfer (1956-1961), Albrecht Krämer (1961-1967), Familie Preißner (1967-1972), Alfons Maurer (1972-1976), Klaus-Dieter und Helga Müller (1976-1987)

Der Kump war in diesen Jahren ein gutgehendes Lokal. Hochbetrieb herrschte regelmäßig zum Frühschoppen nach der sonntäglichen Messe. „Was hat er denn gepredigt?“, war eine beliebte Frage derer, die Frühschoppen statt Messe praktizierten, und zu Hause ihre Teilnahme am Gottesdienst „beweisen“ mussten.

Ab etwa 1993 stand das Gebäude leer und geriet zunehmend in Verwahrlosung, bis es der Stadt Hallenberg gelang, den Kump zu erwerben und mit Hilfe öffentlicher Fördermittel aber auch mit großem bürgerschaftlichen Engagement zu erhalten und für die öffentliche Nutzung herzurichten.

Damit steht der Kump, Botschafter des „alten“ Hallenberg, auch und zugleich für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung unserer Stadt und unseres Gemeinwesens.